Projektbericht______________________________
„YEHH“ Urban Art Fest
2. März-17.März2019//Jerewan,Armenien Teilnehmer
ab 02.03.: Sebastian Fuchs, Rita Kohel, Claudia Kulenkampff, Susanne Kaschdailis, Juliane Kruppke, Susanne Klingenberg, Carsten Rabe
ab 10.03.: Julia Matyschik und Gerrit Fischer „Brozilla“
Einleitung:
Nach einer Vorbereitungsphase von 6 Monaten, in der bis zuletzt immer wieder neue Herausforderungen in Punkto Finanzierung, Raumsuche, Material, Teilnehmerliste und Realisierung der Workshops vor Ort auf uns zukamen, waren wir optimistisch aber auch gespannt auf den Ablauf vor Ort in Jerewan.
Die offizielle Pressekonferenz hatte schon ein paar Tage vor unserer Ankunft stattgefunden und ein gutes und breites Echo gefunden. Zusätzlich hatten wir vorher noch eine weitere Veranstaltungsseite auf Facebook und Instagram eingerichtet, sowie die Website entsprechend aktualisiert. Mit einem Teil des Materials im Koffer, frisch gedruckten Festivalplakaten und eigenen Arbeiten reisten wir in einzelnen Gruppen am 01.03. erst nach Berlin, um dann gemeinsam am Folgetag Richtung Armenien abzufliegen.
Am Samstag den 2. März landeten wir endlich um 20Uhr in Jerewan, wurden herzlich begrüßt durch Artur, dem Fahrer des Goethe- Zentrums Jerewan und zu unserer angemieteten Wohnung in der G. Parpetsi Straße im Zentrum gefahren. Nachdem wir angekommen waren, gingen wir erstmal armenisch essen und trafen dann später auf einer Elektro-Party, mit angegliederter Ausstellung des Kollektivs Kupikazu, unsere Kooperationspartnerin Mary Moon zu einem kurzen Gespräch.
Am Sonntag hatten wir etwas Freizeit und spazierten durch den nahe gelegenen Stadtteil Kond, welcher der älteste und ursprünglich gewachsene Teil Jerewans ist. Danach schauten wir uns einige Sehenswürdigkeiten der Innenstadt an und hatten Gelegenheit Stadt, als auch Bevölkerung auf uns wirken zu lassen.
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Teil 1 // Workshop- Phase
Am Montag den 4. März hatten wir das erste Treffen mit dem Künstler Edgar Kandratian. Wir hörten von ihm eine Vorlesung, an der Fakultät für Technik und Architektur der Universität Jerewan „NUACA“, zum Thema: „Die Geschichte von Street Art in Armenien und Vorstellung der Arbeiten des ‚Art Laboratory’„. Edgar veranstaltete während des Festivalverlaufes ebenfalls Workshop zum Streetartthema an der Universität. Mary Moon, sowie Louisa und Lousine, zwei ihrer Assistentinnen, waren ebenfalls anwesend. Die Vorlesung war für uns sehr interessant, aufschlussreich und inspirierend, und wir kamen mit einigen Workshop- Teilnehmern ins Gespräch. Im Anschluss gingen wir gemeinsam mit unseren armenischen Kollegen zum Goethe- Zentrum, wo wir Natia Mikeladse-Bachsoliani wieder trafen und ihre beiden Mitarbeiterinnen Maryam und Hasmik kennenlernten, welche uns im Verlauf der nächsten Tage noch viele Male helfen und unterstützen sollten.
Wir besprachen weitere praktische Einzelheiten für die kommenden Tage, sowie organisatorische Fragen, bei denen es noch Klärungsbedarf gab. Beim späteren Abendessen im Restaurant „Lavash“ lernten wir Simon kennen, einen Künstler im Festival, dessen Bereich Videoprojektionen im öffentlichen Raum sind. Den Abschluss des Tages begingen wir in der kleinen Bar „Ilik“ in unserer Nachbarschaft, welche eine Schlüsselrolle während der Revolution 2018 spielte. Hier trafen und treffen sich Künstler, Intellektuelle und politisch Interessierte, tauschten sich aus und planten gemeinsam Aktionen um den politischen Umsturz zu bewirken.
Den Dienstag nutzen wir um uns, als Gruppe, auf unsere kommenden Aufgaben vorzubereiten.
Am Mittwoch den 6. März versuchten wir mit einem weiteren Künstler in Kontakt zu kommen, welcher sich in den letzten Jahren mit seiner Open-Air Galerie in Kond und diversen Wandmalereien in der Innenstadt, unter seinem Künstlernamen „Yerevantropics“, bekannt gemacht hat. Leider hat es an diesem Tag nicht geklappt aber er sollte trotzdem noch ein wertvoller neuer Kontakt in Armenien werden.
Beim Siebdruck stellten wir zunächst noch einmal die grundsätzliche Technik und die Möglichkeiten des Drucks vor. Wir ließen die 7 Teilnehmerinnen Siebe beschichten und die vorhandenen, sowie von uns mitgebrachten Motive drucken.
Am Abend wurde das Festival offiziell mit einem „Window Opening“ im Goethe Zentrum eröffnet. Nach der Begrüßung durch Natia Mikeladse-Bachsoliani und einer Eröffnungsrede von Mary Moon, hielten Sebastian Fuchs und Rita Kohel einen Vortrag über die Arbeit des Kultur-Kollektivs Gängeviertel und der Street Art und Interventionskunst in Hamburg.
Wir haben uns sehr gefreut den deutschen Botschafter in Armenien, Herrn Matthias Kiesler, nebst Frau und Sohn, begrüßen zu können. Herr Kiesler zeigte sich sehr kunstinteressiert und hat uns, während unseres Aufenthalt, maßgeblich unterstützt.
Am Donnerstag den 7. März fanden nun beide Workshops statt. Beim Siebdruck wurden die ersten Entwürfe gemacht, vorhandene Motive besprochen oder am Computer bearbeitet, sowie alte Siebe einschichtet und vorbereitet für die nächsten Druckvorlagen.
Der Stencil Art Workshop fand an insgesamt 6 Tagen zu jeweils 3-6 Stunden täglich im Goethezentrum statt. Im Vorfeld haben die Studentinnen schon einen Stencil Workshop bei lokalen Künstlern in Yerevan absolviert und konnten sich dort Grundkenntnisse erwerben.
Bei der Vorstellung des Projekts kamen ca. 15 Studentinnen, die alle sehr interessiert waren. Leider konnten nicht alle von Ihnen an dem Workshop teilnehmen, da der Timetable mit diversen anderen Workshops und Vorträgen sehr eng gestrickt war. Bei der Einführung wurden über den Beamer Bildbeispiele von Hamburger Sreetartkünstlern gezeigt und deren Techniken und Vorgehensweisen erläutert.
Im nächsten Schritt haben die Studentinnen digitale Bildvorlagen mitgebracht, die sie mit einem Bildbearbeitungsprogramm verfremdet haben
Im Anschluss wurden die Bilder mit einem Beamer auf große Kartonflächen projiziert und die Außenlinien der verschiedenen Flächen angezeichnet, die später mit einem Cutter ausgeschnitten wurden.
Schließlich haben vier Teilnehmerinnen den Workshop absolviert und mehrere Stencilsgefertigt, die sie später auf Papierbahnen gesprüht haben und als sogenannte „Pasteups“ und „Cutouts“ an die Außenflächen des Museum of Modern Art und an anderen Orten direkt auf Außenflächen gesprüht haben.
Auch während des Festivals wurde immer noch fleißig weiter produziert. Ein Großteil der Motive wurde auch auf Karton gesprüht und wurde Teil der Ausstellung während des Festivals.
Am Freitag gab es zusätzlich zu dem laufenden, und mittlerweile gut besuchten, Stencil Workshop, das Angebot sich über die deutsche und armenische Sprache mit Juliane Kruppke auszutauschen. Diese Art des Kulturaustausches wurde sehr gut angenommen und machte allen Beteiligten Lust auf mehr.
Insbesondere Redewendungen und kuriose Ausdrücke wurden besprochen und sorgten auf beiden Seiten für gute Laune. Eine Weiterführung und künstlerische Umsetzung des Erlernten in Stencil Art, unter der Anleitung von Susanne Kaschdailis, fand im Rahmen des Ausstellungswochendes in der HayArt Gallery statt. Juliane Kruppke zeigt sich unter Anderem verantwortlich für unseren unterhaltsamen, in englischer Sprache, gehaltenen Reiseblock, der Tag für Tag die wichtigsten und lustigsten Begebenheiten festhielt:https://yehh.gaengeviertel.de/?cat=9
Susanne Kaschdailis und Carsten Rabe waren während des Festivals verantwortlich für die Dokumention und betreuten so unter anderem den Instagramaccount des Festivals #yehh2019. Sie konnten über die sozialen Netzwerke wertvolle Kontakte zu ortsansässigen Künstlern herstellen, die bis heute bestehen und bereits in neue Projektideen münden.
Am Samstag den 9. März nutzten wir unsere freie Zeit um einen Ganztagesausflug durch Armenien zu machen. Auf einer geführten Tour besuchten wir den ältestenbronzezeitlichen Steinkreis der Welt „Zorakarer“ (das armenische Stonehenge). Beibestem Wetter konnten wir die atmen beraubende Landschaft Armeniens genießen.
Den Abschluss der Rundreise bildete die beindruckende Höhlenstadt Khndzoresk. Diese Höhlenstadt beherbergte einst bis zu 3000 Menschen. Die Vorstellung des Lebens dort, hat uns alle nachhaltig beeindruckt und uns einmal mehr in Erstaunen über dieses kleine, abwechslungsreiche Land versetzt.
Zudem zeigte sich der heilige Berg Ararat an diesem Tag glücklicherweise von seiner klarsten und schönsten Seite. Dies darf durchaus als etwas Besonderes angesehen werden, da er sich normalerweise, ganz schüchtern, in Wolken hüllt. Wenn man den Ararat einmal so gesehen hat, kann man verstehen warum er diesen Stellenwert in der Kultur und Geschichte Armeniens, und darüber hinaus, einnimmt. Der Kaukasus ist ohne Frage ein beeindruckendes Gebirge und der Berg Ararat ist ausnahmslos der König unter den Bergen dort.
Samstagnacht traf der tschechischen Graffiti Künstler Thomas aka Pauser und Sonntag, gegen Mittag, Gerrit aka Brozilla in der Parpetsi Street ein. Abends gingen wir auf Einladung des Goethe Zentrums alle zusammen Essen, gegen Ende kam dann auch Julia „Jules“ dazu. Unser Team aus Deutschland war somit komplett. Jules sollte in der Folgewoche das Festival filmisch festhalten und hat einen wundervollen Film, aus ihren Aufnahmen gezaubert, der all unsere Eindrücke im bewegten Bild wiedergibt.
Am Montag den 11. waren wir zunächst eingeladen eine Siebdruck- Fabrik in Jerewan zu besichtigen. Sebastian, Claudia, Susanne, Gerrit, Carsten, Susanne und Rita fuhren mit Mary Moon dort hin. Von dem freundlichen Betreiber bekamen wir eine Führung durch das Gebäude, unterhielten uns über Technik, Maschinen und Produktion.
Anschließend starteten Vorlesungen über Typografie in der NUACA und die Siebdruck- und Stencil Workshops wurden fortgesetzt. Außerdem gab es noch einen gut besuchten Teil des Sprach- Workshops mit Juli.
In der Zwischenzeit fuhren Gerrit und Claudia zur deutschen Botschaft in Jerewan. Die Botschaft hatte freundlicherweise nicht nur einen Teil des Budgets für Graffiti zur Verfügung gestellt, sondern war auch ansonsten hilfsbereit und aufgeschlossen das Festival zu unterstützen und hatte angeboten eine Außenwand freizugeben um dort, durch Gerrit, ein Graffiti anzubringen.
Anschließend fuhren wir zusammen zu einer ehemaligen Fabrik im Norden der Stadt, das die Kuratorin und Unternehmerin Anna Gagarina zu einem Co-Working Space und Kreativ- Büro umbauen lässt und uns anbot dieses, noch in Renovierung begriffene, Gebäude während des Festivals zu besprühen und mit Stencils zu kleben.
Am Dienstag gab es morgens einen Presse-Termin der besonderen Art: Claudia, Susanne, Suse, Gerrit und Carsten fuhren mit Hasmik und Mary zum Frühstücksfernsehen und berichteten dort über das Festival, Urban Art als Kunstform und Street Art aus Hamburg. Anschließend trafen wir uns alle in der Gallery, um die Ausstellungsräume zu besichtigen und organisatorische Einzelheiten zu planen.
Abends, nach den Workshops präsentierte Carsten seine beiden Fotografie- Bücher „Heim“ und „Amerika“ im Goethe Zentrum. Dieser performative Vortrag konnte spontan mit dem Goethe Zentrum organisiert werden und fand in der deutschsprachigen Gemeinschaft Jerewans, als auch bei unseren Workshopteilnehmern großen Zuspruch. Hier ein kurzer Auszug zu Beschreibung des Buches Amerika:
„Amerika:
Die Betrachter erfahren nicht, wo diese Bilder entstanden sind. Ort und Datum gelten als wesentliche Indikatoren im Medium der dokumentarischen Fotografie, aber in Amerika werden keine Dokumente gezeigt. Die Herkunft der Fotos, Ort und Zeit ihrer Herstellung sind bedeutungslos.
Der (antiquierte) indexikalische Charakter von Fotografien wird verweigert. Entscheidend ist für Carsten Rabe der Bilderzyklus, die Reihenfolge, die Montage und Erzählung der Inhalte mit ihren visuellen Strukturen wie Kontrast, Rhythmus, Farbigkeit und Perspektive. Die Fotografien schweben in einem Illusionsraum, der Geografie und Zeitdimension neu definiert. Die Betrachter verorten die Fotografien in Raum und Zeit unter der Headline Amerika.“
Am Mittwoch trafen wir weitere Vorbereitungen für die Ausstellung und auch die Wände gegenüber der Hay Art Gallery beim Museum für moderne Kunst hatten sich die letzten Tage über mit Graffitis von Tom“ Pausrr“, Brozilla und der weiblichen Gruppe „Acta“ gefüllt.
Abends luden wir Edgar vom Art Laboratory und Sereg, den Organisator der Kond Open Air Gallery, zum Essen zu uns in die Wohnung ein. So fand sich endlich die Gelegenheit mit den beiden Künstlern, in Ruhe, über ihre Arbeiten und eventuelle gemeinsame Projekte zu sprechen. Uns war es ein, von Anfang an, großes Anliegen, mit den ortsansässigen Künstlern in Kontakt zu kommen und zu netzwerken.
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Teil 2 // Festival
Donnerstag den 14. bauten wir ab Mittag die Ausstellung in der Hay Art Gallery auf. Durchaus eine nicht ganz kleine Herausforderung. Größe, zentrale Lage und Ambiente der Räumlichkeiten fanden wir alle sehr gut. Die Herausforderung bestand darin, diesen kalten, staubigen und feuchten Raum in eine annehmbare Galerie und Workshopspace zu verwandeln. Als Gängeviertelbewohner der ersten Stunde, kannten wir diese Situation sehr gut und haben uns mit einem Lächeln und einem Besen dieser Aufgabe gestellt. Susanne und Rita entschieden sich, statt Sparten einzeln zu zeigen, für eine „Petersburger Hängung“, die es im weiteren Verlauf der Ausstellung jedem Teilnehmer möglich machen sollte, bis Sonntagmittag, neue Arbeit hinzuzufügen. Die angelieferten und noch vor fertig gestellten Arbeiten wurden entsprechend verteilt und gehängt.
Um 18h begann die Eröffnung mit einer feierlichen Begrüßung, Sekt- Empfang, live Siebdruck und einer erneuten Präsentation des
Gängeviertelvortrags.
Als krönender Abschluss des offiziellen Programms, zeigte Jules noch den Teaser des Films, für dessen Aufnahmen sie die ganze Woche in der Stadt und bei den verschiedenen Workshops und Aktionen unterwegs war. Die Eröffnung war bis spät abends sehr gut besucht und die Gäste begeistert von den gezeigten Arbeiten, sowie der Möglichkeit vor Ort live einen Siebdruck herzustellen, sich an Sprühdosen zu probieren und selbst Teil dieser Ausstellung zu werden. Auch unsere neuen Künstlerfreunde Sereg und Edgar steuerten Arbeiten zur Ausstellung bei. Zudem boten wir den Kunststudenten die Möglichkeit, private Arbeiten, die nicht in den Workshops entstanden sind, in der Ausstellung zu zeigen. So wollten wir eine Plattform schaffen, die für alle ein Erfolg ist. Sehr gerne haben die Studenten die Möglichkeit auszustellen angenommen und passende, hervorragende Arbeiten mitgebracht. Auch unser tschechischer Kollege Pausrr hat zwei Graffitikunstwerke für die Ausstellung angefertigt.
Am Freitag und Samstag fanden tagsüber Workshops aller Sparten und künstlerische Aktionen in der Stadt und der der Hay Art Gallery statt.
Gerrit hat während des Festivals seinen Graffitiworkshop gegeben. Der Workshop war mit ca. 10 TeilnehmerInnen über beide Tage gut besucht. Im ersten Teil wurden die Grundtechniken des sog. „Stylewriting“ vermittelt. Es wurde ein Aliasname entwickelt und daraus ein sog. Tag erstellt. Die Signatur im Graffiti. Zeichnerisch wurde zunächst der Aufbau von Buchstaben und die unterschiedlichen Möglichkeiten der Abstraktion als Graffiti erörtert. Dabei wurde immer wieder Bezug genommen auf die kunstgeschichtliche Entwicklung von Graffiti. Die TeilnehmerInnen zeigten sich sehr schnell in der Umsetzung und können als talentiert beschrieben werden.
Am zweiten Tag ging es um die Umsetzung der Zeichnungen mit der Sprühdose. Die TeilnehmerInnen hatten sich gut vorbereitet und auch nach Workshop-Ende weitere Zeichnungen angefertigt. Nach einer Einführung in das Grundwissen im Umgang mit einer Sprühdose, wurde gemeinsam eine Wandfläche gestaltet. Die TeilnehmerInnen erhielten dabei individuelle Hilfestellungen und waren sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis.
Freitagabend gab es den sonder- Programmpunkt durch Simon von Radio ERV, der vor dem Eingang der Musikhochschule eine dreiteilige Video-Projektion zeigte.
Den Abschluss fand das Festival am Sonntag in einer Gesprächsrunde mit allen Interessierten. Uns war es wichtig einen Ausblick zu erarbeiten. Kann dieses Festival fortbestehen, jetzt da wir den Startschuss gegeben haben? Die Rückmeldungen der Partizipierenden war uns genauso wichtig, wie die der Organisatoren und professionellen Künstler vor Ort. Alle Teilnehmer hatten das Gefühl dass „YEHH“ insgesamt ein erfolgreiches Festival war und Lust gemacht hat wieder teilzunehmen und das Projekt weiterzuentwickeln. Gemeinsam haben wir noch einmal über alle Stolpersteine und Herausforderungen während des Festivals gesprochen. Uns allen ist klar, dass wir lernen müssen um, gemeinsam, dieses Festival runder zu gestalten.
Bei einem letzten Abendessen, haben wir uns dann alle, mit einer Träne im Auge und einem Lachen im Gesicht, voneinander verabschiedet.
_______________________________________ Fazit:
Zu allererst sind wir dankbar für diese Erfahrung. Armenien ist ein Land voller Gegensätze. Andere Gegensätze als bei uns in Europa. Zwischen Okzident und Orient, erlebten wir ein Land das wunderschön und bitterarm ist. Die Menschen in Armenien sind hilfsbereit, herzlich und bescheiden, aber auch langsam und anders organisiert, als wir es aus Deutschland gewöhnt sind. Wir hatten Gelegenheit dies alles kennenzulernen und auch über uns etwas zu lernen. So viele Dinge sind für uns selbstverständlich, von fließend Wasser bis zu Terminabsprachen. Es lag an uns, uns zu reflektieren, was wir haben und was wir wertschätzen sollten.
Mit einem großen Lob sind die Mitarbeiterinnen des Goethe Zentrums zu erwähnen. Ohne deren tatkräftige Hilfe, Ausdauer, Mut und Hasmiks alles beschreibenden Satz „Kein Problem“, den wir so oft hörten, wenn wir mit unseren Nöten im Büro aufliefen, wir wohltatsächlich gescheitert wären. Natia, Maryam und Hasmik haben uns zudem mehr als einmal bekundet, dass sie dieses Festival wollen, auch in Zukunft.
Mit dem YEHH Festival wollten wir ortsansässige Künstler aus unterschiedlichen Kreisen erreichen, diese zusammenbringen und sie zur gemeinsamen Arbeit bewegen. Ob der Mentalität der Armenier war dies nicht ganz einfach. Trotzdem dürfen wir uns freuen, dies zumindest, in dem kleinen Rahmen, der uns möglich war, geschafft zu haben. Wir konnten die Idee anregen, einen gemeinsamen Ort für Kunst, in Anlehnung an das Gängeviertel zu schaffen. Wie sich so etwas umsetzen lässt, wird sich zeigen. Noch ist Armenien im Aufbruch. Der politische Frieden steht auf wackeligen Kinderbeinen seit der Revolution 2018. Darin liegen aber auch die Möglichkeiten. Ein Land das sich komplett neu aufstellen muss, kann ungeahnte Kräfte freisetzen. Wir möchten unsere Kollegen und Freunde vor Ort dabei gerne unterstützen. Dies bedingt, für eine Weiterführung des Projektes, aber
auch, dass organisatorische Dinge wie Finanzierung, Räume, Programm und Werbung in Zukunft besser und zeitnaher gelöst werden. Darüber waren wir uns alle einig.
Mit diesen Voraussetzungen und den schon vorhandenen Anknüpfungspunkten glauben wir an dieses Projekt und freuen uns auf die weitere künstlerische Zusammenarbeit in Armenien.